Ulrich Chaussy wurde 1952 in Karlsruhe geboren. Wittelsbacher Gymnasium in München, 1972 bis 1978 Studium der Germanistik und Soziologie (MA) in München. Ab 1976 Hörfunkjournalist für die ARD und Autor von Sachbüchern, CD-ROMs, Filmen und Web-Features. Seit Ende der siebziger und Anfang der achtziger Jahre intensive Beschäftigung mit Rechtsextremismus und Neonazismus. In dem Buch „Oktoberfest. Ein Attentat“ (1985), ausgezeichnet mit dem Internationalen Publizistikpreis des ORF und der Stadt Klagenfurt, setzte sich Chaussy kritisch mit der Alleintätertheorie der Ermittlungsbehörden auseinander und schildert den rechtsextremistischen Hintergrund des blutigsten Terroranschlags in der Geschichte der BRD, über den er seither eine Vielzahl von Publikationen verfasst hat, zuletzt gemeinsam mit Daniel Harrich das Drehbuch zu dem Spielfilm „Der blinde Fleck“, der 2013 beim Filmfest München uraufgeführt wurde. Zum Kinostart des Films im Januar 2014 legte Chaussy die Fortschreibung seiner Recherchen auch wieder als Buch vor, unter dem Titel „Oktoberfest. Das Attentat. Wie die Verdrängung des Rechtsterrors begann“, erchienen im Verlag Christoph Links, Berlin.
1995 erschien erstmals: „Nachbar Hitler. Führerkult und Heimatzerstörung am Obersalzberg“ (zusammen mit dem Fotografen Christoph Püschner), ferner die CD-ROM „Die Weiße Rose“ (1995, ausgezeichnet mit dem Prix Moebius International des französischen Kulturminsteriums). 2005 ist Chaussy (zusammen mit Marieke Schroeder) Autor des Dokumentarfilms „Sophie Scholl – Allen Gewalten zum Trotz“). 2013 erschien der gemeinsam mit Gerd R. Ueberschär verfasste Band „Es lebe die Freiheit. Die Geschichte der Weißen Rose und ihrer Mitglieder in Dokumenten und Berichten“.
Chaussy ist Mitinitiator eines Bürgerbegehrens gegen die Schließung von Stadtbibliotheken in München und engagiert sich seither als Vorsitzender des Fördervereins „Bücher & mehr“ der Münchner Stadtbibliothek.1983 erschien Chaussys Biographie des Sprechers der Studentenbewegung „Die drei Leben des Rudi Dutschke“ erstmals in der alten Bundesrepublik beim Luchterhand-Verlag in Darmstadt. 1993, nach Einsicht in bis dahin nicht zugängliche Archivunterlagen der ehemaligen DDR brachte Ulrich Chaussy eine ergänzte und überarbeitete Fassung von „Die drei Leben des Rudi Dutschke. Eine Biographie“ im Christoph-Links Verlag Berlin heraus. Als sich westdeutsche Archive Mitte der 10er Jahre öffneten, ließen sich neue Quellen über Dutschke erschließen – wie zum Beispiel seine Personenakte beim Westberliner Landesamt für Verfassungsschutz. Daraus wurde das erheblich erweiterte Buch „Rudi Dutschke. Die Biographie“.
Ich beschäftige mich gerne intensiv und, wenn es sein muss, über lange Zeit mit Themen, die mich faszinieren. Auf sie gestoßen bin ich durch meine Arbeit als Hörfunkjournalist. So im Sommer 1979, als ich für das BR-Jugendmagazin „Zündfunk“ Rudi Dutschke interviewte – ein halbes Jahr vor seinem frühen Tod. Was ich bei der Recherche über ihn fand, war auch in den komfortabelsten Radioformaten nicht unterzubringen. Und so wurde nach dreijähriger Arbeit ein Buch daraus. Das Interesse an der Person und an der Geschichte der Revolte blieb.
Auch im Fall der „Weissen Rose“ war die Begegnung mit überlebenden „Teilnehmern“ (so nannten sie sich selbst, nie „Mitglieder“) ausschlaggebend, eine Beziehung zu diesem Thema zu entwickeln. Dass noch viele Mitkämpfer, Freunde und Angehörige von Alexander Schmorell, Willi Graf, Hans und Sophie Scholl und Ihren Freunden lebten, erfuhr ich 1977 von Franz Josef Müller, einem überlebenden Teilnehmer und Gründer der „Weissen Rose – Stiftung“. Also habe ich so viele biographische Interviews wie möglich geführt – natürlich neben den normalen, archivalischen Recherchen, die man bei historischen Themen unternehmen kann und muss. Das galt auch für die Arbeitsweise bei „Nachbar Hitler. Führerkult und Heimatzerstörung am Obersalzberg – ein Buch, dem ich seit dem ersten Erscheinen 1995 bis zur derzeit 8. Auflage, die 2017 erschienen ist, immer neue Kapitel hinzufügen konnte.